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LITERATURBERICHT"Wahlverwandtschaften" ist ein Begriff aus der Chemie und bedeutet soviel wie "Affinitt", die Anziehung der Elemente: Damit wird die Eigenschaft bestimmter chemischer Elemente bezeichnet, bei der Annherung anderer Stoffe ihre bestehenden Verbindungen zu lsen und sich mit den neu hinzugetretenen Elementen "wahlverwandtschaftlich" zu vereinigen.Schon der Titel des Romans benutzt die Chemie als Gleichnis menschlicher Beziehungen, wie Naturphnomene dem intensiv naturwissenschaftlich ttigen Goethe immer wieder als Anschauungsbeispiele und Modelle menschlichen Handelns gedient haben. (http://www.literaturwissenschaft-online.de6/11/2013) Die Beziehungen der Elemente sind nach festen Gesetzmigkeiten geregelt und nicht alle Elemente nehmen den bestimmten Platz, weil sie der feststehenden Harmonie zugewiesen werden.In dem abendlichen Gesprch ber die wahlverwandtschaftlichen Verhltnisse in der Chemie stellt der Hauptmann erneut seine wissenschaftliche Kompetenz unter Beweis, indem er die chemischen Beziehungen fein suberlich expliziert, whrend Charlotte, den Anthropomorphismus erkennend, darauf besteht, die Sphre der Chemie deutlich von der des Menschen zu trennen. (Johannes Twardella 1999, S. 445-460)Im Roman wird ein chemischer Prozess als Vergleich von menschlichem Verhalten dargestellt, aber nicht analogerweise, sondern mit aller Notwendigkeit eines Gesetzes der Naturwissenschaft, und zwar nicht in natrlicher, sondern in sittlicher Sphre.Die vier Hauptfiguren sind auch durch ihre Namen verbunden: Eduards Rufname lautet eigentlich Otto. So heit auch der Hauptmann bzw. der Major. "Ott" ist aber auch ein Bestandteil der Namen der beiden Frauen Ottilie und Charlotte. (http://www.dieterwunderlich.de/Goethe-wahlverwandtschaften.htm#kritik 5/11/2013)Eduard und Charlotte haben ein Kind, das Otto genannt wird. Er besitzt die Augen Otttilies und die Gesichtszge des Hauptmanns, was beweist, dass die berkommenen Normen und Lebensformen keine Kraft mehr besitzen, die wirklichen Gefhle und Bedrfnisse weder beseitigen noch letztlich kaschieren knnen.Am Anfang konzentrieren wir auf zwei Figuren Edward und Charlotte, die ein schnes Ehepaar sind. Und zur diesenursprnglichen Beziehungen, behaupten manche Menschen, dass es vorkommen kann, dass sie sich auflsen und die Elemente sich neu zum Beispiel ber Kreuz verbinden. Diesen Vorgang beschrieb der schwedische Chemiker und Mineraloge Torbern Bergman (1735 1784) in seiner Schrift "Disquisitio de AttractionibusElectivis" (1775),wenn zwei verschiedene chemische Verbindungen zusammengebracht werden. (http://www.dieterwunderlich.de/Goethe-wahlverwandtschaften.htm#kritik5/11/2013)Dann kommen wir zu den Figuren des Romans.Edward ist ein vermgender, etwas launenhafter, leidenschaftlicher Edelmann.Zhongyan vertritt die Position, dass Edward die Ehe aus Liebe als gut und richtig aber nicht als Luxus hlt, auch wenn sie vor allem scheiden mssen. (Zhong Yan, 2010)Auch Ulrich Schdlbauer ist insofern von der Notwendigkeit von Zhongyanberzeugt,wenn er folgendes schreibt.Eduard, der Unselbstndige, der gewohnt ist, seinen Willen zu bekommen, ohne ihn durchsetzen zu mssen seine Entscheidung, die erste hemmungslose Entschiedenheit in einem schwankenden Leben ist Ottilie, wie er die ihre. Er reduziert als erster die Ehe auf eine moralisch unerhebliche Institution des Rechts. An seiner Person wird die These vom berleben des Gefhls fr das Schickliche, whrend das sittliche schweigt, zunichte. (Ulrich Schdlbauer, 1976)Nach Ulrich Schdlbauer sieht Charlotte sich in der Rolle der Erzieherin. Die tiefe moralische Deutung bleibt den reifen, lebenserfahrenen Gesellschaftsgliedern vorbehalten, das Kind, dessen Ausbildung sie bernommen hat, mu angehalten werden zu unwandelbarer Ehrfurcht vor dem Gesetz. Zugleich empfindet sie als Frau die der wachsenden Neigung zwischen Ottilie und Eduard zwar noch keine zerstrerische Bedeutung beimit - da dieses freie Gesprch ber den bestmglichen Fortbestand der Ehe in Ottilie Zweifel an der Wichtigkeit ihres Bestandes wecken knnte. (Ulrich Schdlbauer, 1976)Zhongyan gibt eine gute Bewertung zu dem Hauptmann. Sie hlt Hauptmann freinen starken Mann, der seine Gefhle kontrollierenkann. (Zhong Yan, 2010)Und Johanne Weinheimer ist auch der Meinung. Der Hauptmann, als Hausfreund, ist bereits entschieden: er bleibt in seiner Rolle, die ihm nicht gestattet, die Ehe seiner Freunde in Gefahr zu bringen. Dazu pat, da er nie aus der Innenperspektive geschildert wird. Als Charlotte ihn nach jenem von ihr provozierten Ku auffordert zu scheiden, schweigt er. Seine Antwort steht fest. Sie entspringt nicht der Situation, sie entspringt seinem Charakter. Selbst in die Mglichkeit einer Verbindung mit Charlotte am Ende schickt er sich nur auf Drngen seines Freundes. (Johannes Weinheimer, 2011)Man meint, fr den Dichter ist die liebenswrdige, hellseherisch begabte Ottilie die Hauptperson, die ihre Leidenschaften berwindet, entsagt und dadurch fast zu einer Heiligen wird, wie die Szene am Sarge verdeutlicht. (http://www.wissen.de/thema/die-wahlverwandtschaften?chunk=entstehungsgeschichte 5/11/2013)In Bezug auf Ottilies Liebe, knnen wir finden, dass Ottilie ihre Liebe zu Eduard nicht zu unterdrcken vermag, aber sie verzichtet aus moralischen Grnden auf die Erfllung. Der Antagonismus zwischen der erotischen Anziehungskraft und der Moral weitet sich in "Die Wahlverwandtschaften" zum Konflikt zwischen Emotion und Vernunft. Bis auf Ottilie beschftigen sich die Hauptfiguren mit der knstlichen Umgestaltung des Gelndes; mit einer planmigen Neuordnung zwingen sie der Natur ihren Willen auf. (http://www.dieterwunderlich.de/Goethe-wahlverwandtschaften.htm#kritik 5/11/2013)Bereits im zweiten Kapitel fhrt Goethe eine Nebenfigur ein, den ehemaligen Geistlichen Mittler.Laut Philipp W. Hildmann wird er im Insel-Kommentar zu den Wahlverwandtschaften als Vertreter der orthodoxen, abgeschliffenen Denkweise der lterenaufgefhrt, und fr Damm ist er schlicht ein leerer Schwtzer. (Philipp W. Hildmann, 2003)Mittler hat seine Meinung zur Ehe im Werk offenbar gezeigt. Und von diesem Abschnitt interpretiert Philipp W. Hildmann die Forschung, dass auffallend an Mittlers Philosophie der Ehe ist, da er keine theologischen Begrndungen fr seinen Standpunkt liefert, sondern einzig auf moralisch-sittliche Aspekte rekurriert. So begrndet er beispielsweise seine Aussage, da die Ehe unauflslich sein msse, nicht biblisch, sondern mit ihrer positiven Bedeutung fr die Menschen. Allerdings wirken Mittlers Forderungen nach der Unlsbarkeit der Ehe, die ihn so weit prgen, da er es nicht einmal ber sich bringen kann, das Wort Scheidung auch nur im Vorbeigehen auszusprechen, wesentlich dogmatischer als etwa Luthers Ansichten.Dieser war zwar grundstzlich davon ausgegangen, da jede Ehe auf Lebensdauer geschlossen sei, hatte aber dennoch die Ehescheidung als letzten Ausweg aus einer abgrundtief zerrtteten Verbindung eingerumt.(Philipp W. Hildmann, 2003)Johannes Weinheimer schreibt in seinem Forum, Ursula Ritzenhoff spricht von Leidenschaft [] mit Bewusstsein― in Bezug auf Eduard und Nicht von bewusster Leidenschaften Bezug auf Ottilie, sodass auch hier Handlungsspielrume und Schicksal, Mglichkeit und Unmglichkeit sein eigenes Leben zu beeinflussen, aufgegriffen und nah am Primrtext beschrieben werden. berdies bietet Ritzenhoff Wort- und Sacherklrungen, die es ermglichen, Doppeldeutigkeiten und zeitgenssische Bedeutungen aufzugreifen und kritisch in den Kontext zu integrieren. (Johannes Weinheimer, 2011)Johannes Weinheimer hat auch eine These zu der Sozialgesetzlichkeit.Das Resultat dieser Auswertung soll zeigen, dass Moral ein wichtiges Element der Wahlverwandtschaften ist und das Verhltnis von Moral, Religion und Gesellschaft im Roman definieren[] Wie man wei, so sorgte der Roman zur Zeit seiner Verffentlichung fr Aufsehen und Emprung, da das Phnomen der Scheidung in der Zeit seiner Publikation 1809 ein Tabuthema war, welches in Bezug auf den Adel der Zeit jedoch von Bedeutung war. Dieser Punkt, wie die Entscheidung zur Scheidung im Roman dargestellt und gesellschaftlich aufgenommen wird, bildet einen Grundgedanken dieser Arbeit. Manche Figuren reagieren rational gelassen auf dieses Thema, andere sind auer sich, und schlielich gibt es einen Eh[e]bruch―, der sich jedoch nur auf einer mentalen und emotionalen Ebene abspielt: Das Kind, welches das verheiratete Paar zeugt, weist letztendlich Charakteristika aller vier Hauptfiguren auf, deren Beziehungen zueinander von anderen Figuren und ihrer selbst kritisch hinterfragt. (Johannes Weinheimer, 2011)
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